Klimawandel: neue Wege für die Wiederaufforstung

Exkursion des Waldbauvereins Daun mit Waldbauern

Heftiger Regen, böiger Wind – und trotzdem haben sich am 6. Dezember um 14 Uhr rund 50 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer auf Einladung des Waldbauvereins Daun im Privatwald Dr. Wehse in Gillenfeld eingefunden, um unter den Vorzeichen des Klimawandels mit Vorstandsmitgliedern des Waldbauvereins, mit den Privatwaldbetreuungsbeamten der Forstämter Daun und Hillesheim, Ingrid Lamour, und Richard Hansen, die Wiederaufforstung von durch Windwurf und Borkenkäferbefall entstandenen Kahlflächen zu besichtigen und das Für und Wider bei der Baumartenwahl zu diskutieren.

Der Vorsitzende des Waldbauvereins, Gregor Mainzer, zeigt sich in seiner Begrüßungsansprache über die hohe Teilnehmerzahl sehr erfreut.Der Leiter des Forstamtes Daun, Forstdirektor Horst Womelsdorf, begrüßt die Teilnehmer und berichtet, dass allein im Forstamt Daun in den Jahren 2018 und 2019 rund 170.000 m3 Fichtenrundholz, etwa 190.000 Bäume, kalamitätsbedingt geerntet wurden. Eine Entspannung der Forstschutzsituation sei für 2020 kaum zu erwarten, da immer noch ungeheure Mengen an Borkenkäfern im Waldboden, aber auch in stehenden Bäumen versteckt seien und die Käfer im Frühjahr ausfliegen und weitere Fichten befallen werden. Immerhin, so der Forstamtsleiter, wurden in den letzten beiden Monaten, anders als im „Dürreherbst 2018“, durch stetige Niederschläge die Wasserspeicher in den Böden der Eifel wieder etwas aufgefüllt, so dass die Widerstandskräfte der Fichten gegen Käferbefall im nächsten Jahr hoffentlich gestärkt sein werden. Der Forstamtsleiter appelliert an die Politik, eine konsequente Klimaschutzpolitik umzusetzen, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen zu halten.

„Unsere Wälder,“ so Horst Womelsdorf, „können in den Bäumen wirksam CO2 aus der Atmosphäre binden, gleichzeitig aber auch in dem von ihnen produzierten Rohstoff Holz u.U. über Jahrzehnte und Jahrhunderte, je nach Verwendung des Holzes, CO2 speichern. Da die Waldbesitzer den Klimawandel nicht zu vertreten haben, nun mit klimabedingten Schäden in ihren Wäldern, bundesweit in Milliardenhöhe, konfrontiert werden, und sie gleichzeitig neue Wege für den Aufbau klimastabilerer Wälder finden müssen, sollten sie von der Gesellschaft massiv unterstützt werden, z.B. in Form einer aus CO2-Steuermitteln finanzierten Flächenprämie.“

Mit ihren Begrüßungsworten bedankt sich Ingrid Lamour bei Dr. Wehse, dass er diese Exkursion ermöglicht hat, und dass er bei der Wiederaufforstung der Kalamitätsflächen in seinem Waldbesitz die Bereitschaft zeigt, auch „neue“ Baumarten auszuprobieren. „Ohne eine gewisse Risikobereitschaft wird der Wald der Zukunft kaum begründet werden können,“ so die Forstbeamtin. Da kaum prognostiziert werden könne, wie sich Temperaturen und Niederschläge, aber auch Holzmärkte, in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden, müsse vieles ausprobiert und mit größerer Baumartenvielfalt versucht werden, klimastabilere Wälder zu begründen. Bäume, die wir heute pflanzen, sollten mindestens für die nächsten 6 bis 7 Jahrzehnte möglichst stabile Wälder bilden.

Die Forstbeamtin erläutert, dass der Privatwald Dr. Wehse in den letzten zwei Jahren umfangreiche Schäden durch Windwurf und Borkenkäfer erlitten hat, und dass die Einnahmen des Waldbesitzers aus Verkauf seines Kalamitätsholzes nur knapp die Kosten kompensieren werden, die für die Ernte des Kalamitätsholzes und für Begründung, Schutzund Pflege neuer Kulturen anfallen. Im Laufe des Nachmittags präsentieren Ingrid Lamour und Richard Hansen den Exkursionsteilnehmern frische Pflanzungen, aber auch schon etwas länger zurückliegende Aufforstungen mit unterschiedlichsten Baumarten (u. a. Elsbeere, Speierling, Esskastanie, Robinie und Walnuss). Von diesen Baumarten erhofft sich der Waldbesitzer, dass sie auch bei steigenden Temperaturen und zunehmender Wasserknappheit noch gute Wuchsleistungen und später auch Einnahmen aus Holzverkauf bringen werden. Bei dem Begang der verschiedenen Flächen entspinnen sich mit den Exkursionsteilnehmern rege Diskussionen über Ansprüche der Baumarten, Verwendungsmöglichkeiten für ihr Holz, Flächenvorbereitung, und Ertragsaussichten der vorgestellten Kulturen.

Einen zusätzlichen Exkurs zu Pflanzverfahren und Pflege gibt es durch Andreas Becker, der als engagierter und kompetenter Praktiker die Teilnehmer fesseln kann.Am Ende der Exkursion dankt Ingrid Lamour den Teilnehmern für ihr reges Interesse. „Auch wenn wir alle heute richtig nass geworden sind,“ so Ingrid Lamour in ihrem Schlusswort, “freuen wir uns doch über die Niederschläge, die unsere Bäume so dringend benötigen, und zum Abschluss der heutigen Exkursion auf einen Imbiss mit heißem Kaffee und Tee.“

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